von Lena & Rico

10 Dinge, die man von den USA gehört und gesehen haben muss

Dass die Amerikaner viel von ihrem Land halten und stolz auf alles sind, das will man ihnen mit Blick auf die Natur, die Größe und die Vielfältigkeit auch nicht abstreiten. Es gibt aber Dinge, die sind eine mittlere Vollkatastrophe und im Jahr 2015 einfach nur peinlich. Wer mit offenen Augen durch dieses Land geht, wird sich ab und zu wundern und vielleicht noch das eine oder andere mehr entdecken.

  1. Das Internet
    Erinnert ihr euch noch an Modem- und ISDN-Zeiten als man stundenlang warten musste bis eine Seite im Netz geladen war? Gruselig, oder? Seit das DSL Netz in Deutschland intensiv ausgebaut wurde und man mindestens eine 2000-er Leitung am heimischen Anschluss hat, ist das digitale Zeitalter auch privat angekommen und das Surfen zum Vergnügen geworden. Nun gibt es aber Menschen, die behaupten: das Internet in Deutschland ist keinesfalls schnell und die USA sind viel weiter! Da sage ich euch: alles Quatsch! In der Tat gibt es in den USA viele öffentliche freie WLAN-Netzwerke aber die Geschwindigkeit ist der Horror! Und von Stabilität sprechen wir am besten gar nicht erst. Selbst im modernen New York oder im bunten Las Vegas fühlten wir uns wieder in die 90iger Jahre mit Modem-Verbindungsgeschwindigkeit versetzt. Ich freue mich wieder auf mein Netz zu Hause. Stabil, schnell und trotzdem billig! Während in Deutschland ein Anschluss schon für unter 30 € zu haben ist, bezahlt man in den USA mal locker 60-80 $…
    Fragt sich: wie modern ist dieses Land jetzt?
  2. Das Leitungswasser
    Mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke! Das Leitungssystem der hiesigen Städte ist wohl schon etwas in die Jahre gekommen. Deshalb beugt man mit Chlor nach, um wenigstens das Wasser keimfrei zu haben. Wenn man in einem Restaurant etwas zum Trinken bestellt, sollte man gleich dazusagen, dass man bitte kein Eis hinein haben möchte. Erstens, weil das Getränk meist eh knapp über dem Schmelzpunkt runtergekühlt ist und zweitens, weil man sonst nach ca. 30 Minuten ein Schwimmbadgeschmack im Glas hat. Mmmmhhh! Richtig lecker! Der Witz an der Sache: einige Amerikaner denken, dass das gar kein Chlor ist. Es gibt Menschen, die behaupten, es handle sich bei dem Geschmack um Fluorid. Na klar: so wird es sein… Deshalb haben bei uns die Zahnärzte in der Sommerzeit auch nix zu tun, weil die Kinder im Schwimmbad immer so viel Fluor zu sich nehmen. (Ganz am Rande: das Fluorid ungeheure Nebenwirkungen hat, die verschwiegen werden, wisst ihr, nicht wahr?)
    Also: wer in den USA Wasser trinken will, der sollte es kaufen. Die Stiegen in den Supermärkten mit kleinen 0,5 l Flaschen sind recht günstig. Wer Leitungswasser mag, sollte vorher aber mal probieren. Nur wenige Orte waren bei uns „akzeptabel chlorfrei“.
  3. Steckdosen und Schalter
    Jeder Elektriker aus Deutschland würde in diesem Land die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Mit VDI-Normen hat das hier alles nichts zu tun. Die Schalter klappern in der Gegend herum und die Nachtischlampen haben oft so ganz seltsame Drehknöpfe, die sich vermutlich jeden Moment auflösen könnten. Die Steckdosen haben die Eigenschaft den Stecker nicht halten zu wollen. Jedenfalls sind zu 90% unsere Adapter so locker drin gewesen, dass man eine Verbindung nicht mehr angucken durfte, nachdem sie bestand, weil sonst das Laden von Telefon und/oder PC nicht geklappt hätte. Besonders lustig wird es, wenn man einen Fön einschaltet. Dann  kann schon mal das Licht in der ganzen Wohnung flackern. Warum das so ist? Weil die Amis 110 V als Netzspannung haben. Wir haben 230 V – also mal eben das doppelte. Damit ein Fön in den USA aber genauso warm pustet muss im Verhältnis zu Deutschland viel mehr Strom fließen. Während wir locker 2300 W an eine Steckdose bedenkenlos hängen können, geht das in den USA nicht. Und wenn jetzt so ein Fön mit 1000 W an den Start geht, dann kann das Stromnetz gar nicht gleich so viel Strom befördern, wie nötig. Kurz: es flackert dann eben. Ob die Amerikaner auch wissen, dass, je geringer die Spannung ist, auch die Leitungsverluste steigen??? Wir wissen es nicht…
  4. Klimaanlagen
    Also angenehme Temperaturen hatten wir eigentlich nur in Seattle. Der Rest des Landes ist draußen einfach nur heiß. So heiß, dass ich behaupte, dass dieses Land stellenweise nicht mehr lebensfreundlich ist. Ein Glück, dass man Klimaanlagen erfunden hat. Die erzeugen innerhalb der Gebäude einen künstlichen Nordpol. Es ist meist irre kalt, dass man gern einen Pullover anziehen würde. (Während ich das hier schreibe, sitze ich auf dem Flughafen mit langer Jeans und T-Shirt und mir ist kalt! Werde dann wohl bald mein langes Oberteil drüber werfen.) Wer als Europäer gerade den Wechsel beim Verlassen eines Gebäudes nicht gewohnt ist, kann schnell mal Kreislaufprobleme bekommen oder wie ich: einfach einen Schnupfen. Aber die Amerikaner lieben ihre Klimaanlagen. Überall laufen die Maschinen – wirklich überall! Im Auto, im Haus – wo man nur Strom hat.
  5. Die Autos
    Na dass es hier in den USA nur dicke Autos gibt, ist ja allgemein bekannt. Ist zwar nicht ausschließlich so aber im Großen und Ganzen passt die Verallgemeinerung. Dicke Pick-Ups, wo mir immer noch nicht klar ist, wofür man das in der Stadt braucht; große Allrad-Jeeps, wo auch hier nicht ganz schlüssig ist, warum das Not tut; und Hybrid-Autos. Entweder man versucht in den USA das dickste Auto zu haben um den größtmöglichen Verbrauch zu erzeugen oder man versucht so ökonomisch zu fahren wie es nur geht. Dieser Gegensatz erschließt sich mir einfach nicht. Fakt ist aber, dass die Amis ihr Auto lieben und quasi darin leben. Es ist ihr zweiter Wohnort. Und das auch noch billig: wenn wir unsere Leihwagen vollgetankt haben, sind wir nie über 40,- $ gekommen. Also etwas über 30 Euro für eine komplette Tankfüllung und die Autos hatten auch ihre 50 -60 Liter Tanks. Das hätte ich gern mal in Deutschland! Traumpreise, fragt sich nur, wie lange noch. Allerdings ist der Sprit auch nichts wert. Höchstens 91 Oktan. Ein Wert, wo unsere Autos in Deutschland wohl den Stinkefinger zeigen würden.
  6. Straßen
    Wenn wir schon beim Auto waren, dann machen wir bei den Straßen weiter. Die sind: breit! Irre Breit. So Mal eben 8 oder 10 Spuren auf der Autobahn sind normal aber: voll. Überall Autos! LKW gibt es eher weniger. Hier bringt man wohl mehr mit Flugzeug und Bahn zum nächsten Ziel. Etwas, wovon wir in Deutschland mit den endlosen LKW Kolonnen nur träumen können.
    Trotzdem kommt es regelmäßig zu Staus. Grund dafür: die Leute sind meines Erachtens völlig verwirrt beim Fahren. Da wird mit dem Smartphone gedaddelt, da wird geträumt, da wird alles gemacht, nur nicht gefahren. Für uns Deutsche nicht wirklich witzig. Ganz besonders schlimm: man fährt, wo man will. Zwar gibt es ein Rechtsfahrgebot in den USA aber keiner macht’s. Rechts überholen gehört somit zum guten Ton. Die Polizei interessiert es nicht. Die ist nur drauf und dran „Tickets“ für zu schnelles Fahren zu vergeben. Wobei das auch relativ ist: denn wenn es heißt „65 MPH“ (105 km/h), dann darf man gut und gerne 10 – 15 MPH drauf packen. Erst wenn man 20 Meilen pro Stunde mehr fährt, dann wird man in den Augen der Polizei verdächtig. Es gilt: einfach das machen, was andere machen, dann passt das. Wir wurden nie angehalten.
    Die Straßenqualität ist übrigens einigermaßen in Ordnung. Klar, es gibt Löcher bis zum Grundwasser und ja der Belag ist laut und die Reifen summen nur vor sich hin aber allgemein kann man damit leben. Es gibt übrigens wenige Baustellen, weil die Regierung kaum Geld in Straßenausbau investiert. Ein Fehler, wie ich finde aber das werden die schon noch verstehen…
  7. Kreuzungen
    Als Fußgänger ist man an Straßenkreuzungen verloren. In der Regel schlägt man Wurzeln beim Warten auf Grün, bzw. „das weiße Ampelmännchen“. In New York geht man deshalb einfach, wenn es einem passt. Da zur Hauptstoßzeit eh nur Stau ist, spielt es auch keine Rolle. Aus Fahrersicht stellt sich eine Ampelkreuzung so dar: entweder alle fahren oder keiner fährt. Oft stehen die Autos da und es passiert nix. Ich weiß nicht, ob dann überhaupt wer grün hat, oder nicht – es stehen zumindest alle. Und meist ist es so, dass an einer Kreuzung mit 4 Seiten immer nur eine Seite wirklich grün hat. Nur selten dürfen gegenüberstehende Linksabbieger gleichzeitig fahren oder die Geradeausspuren zur gleichen Zeit aufs Gaspedal steigen. Rechtsabbieger genießen in der Regel einen Vorteil: Auch wenn Rot ist, man darf immer rechts abbiegen. Sofern halt niemand gefährdet wird. Stellt euch vor, als wäre an jeder Kreuzung ein grüner Blechpfeil. An diese Tatsache gewöhnt man sich sehr schnell und ich hoffe, dass mir das in Deutschland nicht zum Verhängnis wird. Genauso glaube ich, dass ich in Deutschland ca. 50 m vor der Ampel anhalten werde, denn in Amerika sind die Ampellichter immer auf der gegenüberliegenden Straßenseite und somit weit von der eigenen Haltelinie entfernt. Gewöhnungssache…
  8. Steuern – du bezahlst immer mehr als du denkst
    Es ist zum Piepen: man sieht ein T-Shirt, was einem gut gefällt, der Preis passt: ab zur Kasse. Dort das große Erstaunen: Steuern kommen bitte noch dazu! Jedes Mal! Ob im Restaurant, Hotel oder Geschäft. Die Amerikaner schreiben immer den Nettopreis auf ihre Preisschilder. Einen Hinweis zum Steuersatz findet man nie. Zumal der Satz von Staat zu Staat unterschiedlich ist. Das Mehrwertsteuersystem ist so undurchsichtig, dass ich manchmal glaubte, der Wert hinge vom Sonnenstand und der Laune des Mitarbeiters ab. Macht wenig Spaß um ehrlich zu sein. Hier freue ich mich auf die Transparenz und Übersichtlichkeit in Deutschland. Alles hat seine Ordnung und sowohl Netto- als auch Bruttopreis lassen sich finden. Fakt ist: in den USA nie denken: „oh ich hab noch 10,- $, die werden reichen.“ – Nein werden sie sicher nicht! :-)
  9. Die Verschwendungssucht
    Also die Amerikaner haben ein Talent Ressourcen zu verschwenden. Ob Wasser oder Strom oder Benzin oder alles. Regenwasser sammeln um den Garten zu wässern, kennen sie nicht und machen sie nicht. Toilettenspülung mit Stopp-Taste ausrüsten: kennen sie nicht, machen sie nicht. Jedes Mal ballert man da einen See durch die Porzellanschüssel, dass der Wasserzähler quasi zu glühen beginnt. Nun gibt es im Staat Kalifornien nun schon seit ein paar Jahren eine Dürre-Periode und als Folge dessen ein Aufforderung der Regierung Wasser zu sparen und den Rasen nicht mehr zu sprengen. Hehe: aber atomuhrgenau starten jede Nacht die Sprinkler und bewässern den Garten. Es kümmert also keinen. Genauso wenn das Licht brennt, oder das Auto mit laufenden Motor geparkt wird oder oder oder. Die Amerikaner haben eine genetisch veranlagte Sucht zur Verschwendung. Würden sie sich nur ein bisschen von unseren Europäischen Lebensweisen aneignen, könnte das Land um einiges besser da stehen.
  10. Überzogene Freundlichkeit
    Mein persönliches Lieblingsthema!
    Ach ja: ja ich vermisse die Deutsche „Trockenheit“. Das sagt man guten Tag, da bedankt man sich und verabschiedet sich. Punkt aus fertig! In den USA hört man hingegen immer wieder: „How are you?“, „How are your doing?“ also immer: wie geht’s und so weiter. Während wir am Anfang noch darüber nachdachten, was man denn darauf antworten sollten, stellten wir bald fest: es interessiert eigentlich niemanden. Dumm gucken sie nur, wenn man die Gegenfrage zurückgibt. Darauf sind die wenigsten gefasst. Und mit der Zeit kommt man sich einfach veräppelt vor, weil wir Deutschen eigentlich eine gewisse Ernsthaftigkeit hinter dem gesagten Wort haben.
    Um es kurz zu machen: die Amerikaner wollen gern wissen, wie es einem geht, aber es interessiert sie nicht. Man plappert es einfach nur so dahin, weil es ebenso ist. Genauso mit dem Bitte, Danke und Entschuldigung. Die Amis entschuldigen sich für alles was sie tun. Ernst meinen sie es nicht. Meistens wollen sie nur irgendwo durch und brauchen Platz oder sie sagen es, weil man es eben sagt. Genauso mit dem Bitte und Danke. 1000 Mal muss man das bei der Inanspruchnahme einer Dienstleistung sagen. Zum Beispiel im Restaurant: man isst vor sich hin und teilweise gibt es Restaurants, wo aller paar Minuten einer daherkommt und fragt, ob denn alles in Ordnung sei und ob man noch was bräuchte. „Ja Gott verdammt! Ich will nur in Ruhe essen! Du kriegst schon dein Trinkgeld auch wenn du nicht ständig fragst!“ So gern hätte ich denen das manchmal an den Kopf geworfen. Und wenn man dann mit vollem Mund sagt, dass alles gut ist, dann kommt es wieder: das gute alte Danke. Immer und immer wieder. Man wird mit der Zeit müde, weil es eben nicht ernst gemeint ist und somit den Wert verloren hat.

Die Amerikaner sind neugierig, offen und total gastfreundlich. Das muss man ihnen lassen! Sie besitzen eine gewisse Naivität und denken leider zu wenig nachhaltig. Sie meinen es nicht böse – aber es macht sich auch keiner einen Kopf darüber. Wie so ein Kind, was im Sand spielt und sich nicht darum kümmert, dass der Sandhaufen breitgetreten wird oder die Sachen nachher direkt in die Waschmaschine können.

Aber das ist Amerika. Nett, manchmal zu nett, wie ich finde, aber keinesfalls abgeneigt und gehemmt. :-)

2 Kommentare

  1. Björn Björn
    1. Oktober 2015    

    Das mit den Steuern ging mir in Panama auch tierisch auf die Ketten. Da war allerdings das Problem dass einige die Steuer nachträglich raufrechneten und andere nicht. Vermerkt war das vorm Kauf nirgends.
    Und noch behinderter war das mit dem Trinkgeld. Die haben sich immer erstmal selber 10 % Trinkgeld auf die Rechnung geschrieben und dann auf die Summe die Steuer geschlagen.. Seit wann bezahlt man denn steuern auf Trinkgeld??!!!!?!!###@#

    • 1. Oktober 2015    

      😀 Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Und auch das mit dem „wir kassieren heute mal xxx % Trinkgeld“. Finde ich persönlich bissl dreist.
      Aber das ist auch geil: Steuern drauf zahlen. 😀